Thunder on the Baltic

Petras Geniušhas, Klavier spielt Grieg, Chopin, Rachmaninoff und Kutavichius

Als Petras Geniushas 1961 in Litauens Hauptstadt Vilnius geboren wurde, war diese Stadt ein Bestandteil der Sowjetunion. Durch ihre Lage an der alten Handelsstraße zwischen Ostsee und dem Schwarzen Meer ist die Stadt stets von besonderem strategischen Interesse gewesen. Polen, Rußland und Skandinavien bestimmten die wechselvolle Geschichte der Litauer in unserem Jahrtausend und hinterließen ihre Handschrift unter anderem in Architektur und Kultur der Stadt Vilnius.

Hineingeboren in eine Familie von Künstlern – die Mutter Malerin, der Vater Chefdirigent der Oper in Vilnius – galt das Interesse von Petras Geniushas ursprünglich mehr der Malerei. Erst nach und nach wurde die Musik der alles bestimmende Faktor in seinem Leben. Anfang der 80er Jahre begann Petras Geniushas, seine pianistische Zukunft zu planen. Zu der Zeit gab es für die großen Talente dieser Region nur eine Chance der Ausbildung: ein Studium in Moskau oder St. Petersburg.
So besuchte er mit 19 Jahren das Konservatorium in Moskau und erhielt in der Klasse von Prof. Vera Gornostajewa das notwendige Rüstzeug zu einer vielversprechenden Karriere. Nach dem Gewinn mehrerer Wettbewerbe war Petras Geniushas schnell “der“ große Pianist des Baltikums.

In der Zwischenzeit hatte sich Litauen aus dem Verbund der ehemaligen Sowjetunion befreit. Ein Prozeß, den viele Künstler und Musiker des Landes maßgeblich vorwärts trieben und beeinflussten. So hat sich fast die gesamte Musikhochschule in Vilnius tagelang an den Barrikaden vor dem Parlament beteiligt, und die nach den Unruhen gegründete Regierung hatte an der Spitze einen Musikwissenschaftler als Präsidenten. Diese politische Entwicklung öffnete plötzlich den “Rest der Welt“ für Solisten mit Fähigkeiten zu einer internationalen Karriere.

Als Rostropowitsch in Japan eine neuartige Form der intensiven Förderung von musikalisch Hochbegabten initiierte, wurde Petras Geniushas dort als Dozent der Klavierklasse engagiert. Seit 1996 unterrichtete er an der Royal Academy of Music in London, in Tokyo und hat eine Professur an der Litauischen Akademie für Musik und Theater inne.

So verbringt er nun mehrere Monate im Jahr jeweils in London, Moskau und Vilnius. Wer einen Blick auf seine kleine, ständig wechselnde Reisekollektion von CDs werfen kann, wird auf den ersten Blick sicher irritiert sein. Neben Klassik findet sich dort Avantgarde, Jazz, gelegentlich traditionelle Musik aus Fernost und japanische Rap-Musik. Eine Musiksammlung, die das Lebensgefühl dieses Weltbürgers erschließt. Wer Petras Geniushas als Interpret klassischer Musik erleben darf, wird darin auch den Schlüssel für das Besondere an diesem Virtuosen finden, der auf dieser CD die Musik seiner Heimat – dem Ostseeraum – in die Welt trägt.