Florian Heinisch, Klavier
»Beethovens faszinierende Tonsprache ist nach wie vor sehr modern und aktuell. Es ist eine Sprache, die von nahezu allen Menschen verstanden wird.« (Florian Heinisch)
Als seinen Beitrag zum großen Jubiläumsjahr 2020 veröffentlicht der Pianist Florian Heinisch im März 2020 seine erste Beethoven-CD, mit einem Programm, das sich auf die ebenso berühmte wie rätselhafte „Unsterbliche Geliebte“ bezieht. Die CD wurde im Sendesaal Bremen aufgenommen und erscheint am 27. März 2020.
»Mein Engel, mein alles, mein Ich«. Sechs Worte nur, der Beginn eines Liebesbriefs vom 6. Juli 1812, waren der Auslöser für eine Frage, in der sich Leben und Werk von Ludwig van Beethoven sehr nahekommen. Wer war die „Unsterbliche Geliebte“? Beethoven-Forscher haben immer wieder neue Kandidatinnen behauptet. Sicher ist, dass viele von Beethovens Damenbekanntschaften als Empfängerin dieses Briefs in Frage kämen. Bei einer war es womöglich eine lebenslange, aber unerfüllt gebliebene Liebe: Josephine von Brunsvik, die jüngere Schwester der Komtesse Therese von Brunsvik. Beethoven begegnete ihr erstmals im Mai 1799 in Wien. Sie war 19, er war knapp zehn Jahre älter; die beiden kamen zu ihm, weil Therese einen Klavierlehrer für ihre Schwester suchte. Mit Josephine war an Heirat nicht zu denken, das wäre nicht standesgemäß gewesen. Schon im Juli 1799 wird sie mit einem deutlich älteren Grafen verheiratet, der keine fünf Jahre später starb.
Die Beethoven-Forschung verwendet noch heute sehr viel Aufmerksamkeit auf die Suche nach einem unwiderlegbaren Beweis, wer die „Unsterbliche Geliebte“ in Beethovens Briefen war. Florian Heinisch beantwortet die Frage ganz subjektiv und intuitiv mit der Auswahl der Werke für seine aktuelle CD. Bei der intensiven pianistischen Auseinandersetzung mit dem Werk Beethovens fiel ihm immer wieder ein prägnantes rhythmisch-musikalisches Motiv auf: Der Beginn des Andante favori Wo57 – das ursprünglich als Mittelsatz der Waldstein-Sonate vorgesehen war – assoziiert den Namen Josephines zwei Mal sehnsuchtsvoll: „Jo-se-phine! Jo-se-phine!“. Der markante Rhythmus taucht als eigenständiges Motiv auch in der sechsten Bagatelle op. 126 und im zweiten Satz der Hammerklaviersonate op. 106 auf. Wie im Andante favori wird das Motiv ständig wiederholt. Eine chiffrierte Botschaft Beethovens?