fabergé-quintett – Yoko Kikuchi, Piano
Wer als Kontrabassist Kammermusik spielen möchte, hat vergleichsweise wenig Auswahl. Die großen Namen der Streicher-Literatur ignorierten das tiefste Instrument weitgehend; eine Ausnahme ist Antonín Dvořáks Quintett op. 77. Abseits der großen Namen gibt es jedoch eine Vielzahl von Komponisten, die für Besetzungen mit Kontrabass geschrieben haben,wie zum Beispiel der Franzose George Onslow oder aber Adolphe Blanc, den das fabergé – quintett 2013 mit der Ersteinspielung seiner Streichquintette Nr. 3,4 & 7 gewürdigt hat. Auf der vorliegenden Einspielung wendet sich das fabergé-quintett nun den Klavierquintetten in c-Moll von Ralph Vaughan Williams und Hermann Goetz zu. Klavierpartnerin ist die japanische Pianistin Yoko Kikuchi.
Auch in der Kammermusik mit Klavier ist der Kontrabass eine Rarität, wenngleich es mit Franz Schuberts „Forellenquintett“ D 667 für Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass ein berühmtes Vorbild gibt. Mit dieser Besetzung kam Schubert einem Wunsch seines Auftraggebers Silvester Paumgartner entgegen, der Amateurcellist war und zweifellos einen Hintergedanken hegte: Wenn der Kontrabass im Ensemble die grundierende Funktion übernimmt, kann das Cello sich verstärkt melodischen Aufgaben widmen. Mit der Idee, die zweite Geige des üblichen Klavierquintett-Ensembles durch einen Kontrabass zu ersetzen, könnte sich aber noch eine weitere Erwartung verbunden haben: Die Verschiebung des Klangs in die Tiefe legt ein Ausloten der dunkleren Ausdrucksregionen nahe. Dieses Potenzial der Besetzung schöpften allerdings erst zwei Komponisten der spätromantischen Epoche aus – Ralph Vaughan Williams und Hermann Goetz, die beide die düstere „Schicksalstonart“ c-Moll für ihre Werke wählten. In Schuberts A-Dur-Quintett dagegen bestimmt die gelassene Heiterkeit des „Forellen“-Liedthemas nicht alleine den Variationensatz; sie scheint vielmehr von dort auf das ganze Stück auszustrahlen. Ralph Vaughan Williams und Hermann Goetz ließen sich zu der ungewöhnlichen Instrumentenkombination zweifellos durch Schubert anregen, doch im Charakter unterscheiden sich ihre Kompositionen radikal von dem älteren Quintett.
Das fabergé – quintett hatte im Jahr 2000 die Möglichkeit, nach der Japan Tournee des NDR Sinfonieorchesters mit Günter Wand noch einige Kammerkonzerte spielen zu können und widmet sich seitdem dieser Aufgabe, wobei es nach Bedarf mit wechselnden Pianisten oder 2. Geigen zusammenarbeitet. Das quintett trat es inzwischen unter anderem mehrfach beim Schleswig-Holstein Musik Festival, den Westküsten Kammermusiktagen und der Kammermusikreihe des NDR auf. Die Weltersteinspielung der Streichquintette Nr. 3, 4 & 7 des französischen Komponisten Adolphe Blanc fand in der Presse eine überaus positive Resonanz und wurde 2014 mit dem ECHO Klassik in der Kategorie Kammermusikeinspielung des Jahres (Musik 19. Jh.) Streicher ausgezeichnet.