Ulf-Dieter Schaaff, Flöte – Thomas Wellen, Klavier
Franz Schuberts Variationen für Flöte und Klavier über das Lied „Trockne Blumen“ aus dem Zyklus „Die schöne Müllerin“ gelten als wichtigstes Flötenwerk der Romantik. Der in Berlin lebende und in Weimar lehrende Flötist Ulf-Dieter Schaaff fand weitere Literatur für Flöte und Klavier aus dem Wiener Kosmos. Eine wunderbare Zusammenstellung ist ihm mit der „Luftpost aus Wien“ gelungen: hochvirtuos und lyrisch, klassisch und modern, atonal und jazzig.
Ohne Luft kein Flötenton. Die in Wien geborenen Franz Schubert, Ernst Krenek, Friedrich Cerha und Paul Amadeus Pisk verschicken ihre Luftpost direkt aus ihrer Heimat, Franz Doppler war Mitbegründer der Wiener Philharmoniker und 1. Flötist der Hofoper Wien. Berlioz’ „Sylphentanz“ wurde von dem in Wien lebenden Komponisten Joseph Diermaier (geb. 1964) für Flöte und Klavier bearbeitet. Cerha, Krenek und Pisk stehen in ihrem Schaffen in der Nachfolge der Komponisten der Zweiten Wiener Schule. Paul Amadeus Pisk (1893-1990), war Schüler von Schönberg, Ernst Krenek (1900-1991) studierte bei Franz Schreker und hatte Schönberg als musikalisches Vorbild. Von Schönbergs extrem kurzen Klavierstücken op. 19 scheinen die „Sieben Anekdoten für Flöte und Klavier“ von Friedrich Cerha (2009) inspiriert zu sein. Cerha, Jahrgang 1926, zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen Komponisten. Die „Sieben Anekdoten für Flöte und Klavier“ sind klang- und gehaltvolle, ausgefeilte Miniaturen. Ernst Krenek emigrierte 1937 in die Vereinigten Staaten. Da er dort als Komponist nicht bekannt war, sicherte er sich seinen Lebensunterhalt zunächst durch Unterrichten. So entstand 1938/9 die Sammlung „School Music“ für verschiedene Instrumentalbesetzungen, darunter auch das „Nocturne für Flöte und Klavier“. Paul Amadeus Pisk war eine wichtige Wiener Musikerpersönlichkeit. Unter anderem leitete er die Kulturabteilung der Wiener Abendzeitung und lehrte er am Neuen Wiener Konservatorium. Seine Musik war zunächst atonal geprägt, später orientierte er sich mehr an Hindemith. Nach seiner Emigration in die USA – Pisk war Jude – wirkte er weiter als Komponist, Lehrer, Musikwissenschafter und Musikschriftsteller. Die „Fantaisie pastorale hongroise“ des Flötisten, Komponisten, Dirigenten und Lehrer Albert Franz Doppler (1821-1883) ist als Bravourstück bei Flötisten und Publikum sehr beliebt, dazu trägt zum einen die mit großer Kenntnis des Instruments geschriebene Flötenstimme bei. Es ist aber zum anderen auch die Qualität der Komposition, bei der mit Charme, Geschick und Geschmack folkloristische Elemente zu einem virtuos effektvollen Stück verschmelzen.
Ulf-Dieter Schaaff ist seit 1995 Soloflötist des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin (RSB). Der gebürtige Düsseldorfer studierte in Berlin und Basel und legte bei András Adorján in Köln das Konzertexamen ab. Bei den Berliner Philharmonikern übernahm er mehrfach aushilfsweise die Position der Soloflöte. Neben solistischen und kammermusikalischen Tätigkeiten u. a. mit dem Pianisten Thomas Wellen ist er außerdem ein international gefragter Lehrer. Er unterrichtet seit 1994 in Südkorea, seit 2003 in Japan und seit 2015 in Taiwan. Im Jahr 2000 übernahm er die Leitung einer Flötenklasse an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar.