Mit ihrem Debut-Album RECONNECT – Nature and the Modern Man reflektiert Joséphine Olech – Gewinnerin des Fanny Mendelssohn Förderpreises 2020 – ob der Mensch sich mit der Natur und die Natur sich mit dem Menschen versöhnen kann. Hierzu stellt sie von den Klängen der Natur inspirierte Musikstücke von Debussy, Takemitsu oder Crumb in den Kontrast zur Minimal Music von Steve Reich oder der spannenden Erstveröffentlichung Rekindle des Niederländischen Komponisten Michel van der Aa. Mit ihrer Virtuosität an der Flöte, einem Instrument, das wie kein anderes für die Klänge der Natur steht, präsentiert Joséphine Olech nicht nur ein musikalisch anspruchsvolles Debüt, sondern setzt gleichzeitig ein persönliches Zeichen für eine der größten Herausforderungen ihrer Generation: den Schutz der Natur in einer modernen Welt.
Die Flöte ist ein uraltes Symbol für die Klänge der Natur. Als eines der ältesten Instrumente überhaupt – ursprünglich aus Naturmaterialien wie Knochen oder Holz hergestellt – gilt sie als Kommunikationsmittel zu den natürlichen Elementen und zum Jenseits. Mit ihrem Debüt RECONNECT – Nature and the Modern Man nutzt Joséphine Olech die Magie ihres Instruments für ein Experiment der besonderen Art: Die komplexe Beziehung des Menschen zur Natur darzustellen und ins Bewusstsein zu rücken. Der Mensch beutet die Natur aus, während sie für ihn gleichzeitig eine Form der Besänftigung, der positiven Energie oder in manchen Kulturen sogar ein göttliches Element darstellt. Diesen Kontrast aus der mystischen, teils sogar religiösen Verbundenheit zur Natur und der von Technik geprägten Moderne stellt die Flötistin in ihrem Debüt-Album heraus.
Die Musik gewordenen Klänge der Natur stellen für Joséphine Olech die Werke der Komponisten Debussy, Takemitsu und Crumb dar. Eingeleitet durch die mystische Dimension der Six Épigraphes antiques von Claude Debussy finden auf ihrem Debüt-Album mit Toward the Sea III von Toru Takemitsu, 1981 von Greenpeace für eine Kampagne zum Schutz der Wale in Auftrag gegeben, und Vox Balaenae, zu dem sich George Crumb durch Aufnahmen von Buckelwalgesängen inspirieren ließ, zwei Meisterwerke des 20. Jahrhunderts wie selbstverständlich zusammen.
Am anderen Ende des Klangspektrums liegt die vom Mensch gesteuerte Moderne und Technik, vertreten durch zwei Stücke, die sich elektronischer oder Verfahren der Minimal Music bedienen. Mit Rekindle von Michel von der Aa wagt sich Joséphine Olech an die Ersteinspielung des kämpferischen Dialogs einer Flöte mit einem Playback. Eine besondere Herausforderung stellt auch Steve Reichs Vermont Counterpoint dar: Ein typisches Werk der Minimal Music, das insgesamt 12 Stimmen überlagert, die alle von der französischen Flötistin gespielt werden.
Am Ende des kontrastierenden Programms steht mit Toru Takemitsus Le fils des étoiles, basierend auf der Musik von Eric Satie, ein nachdenklich-meditatives Stück als Fragezeichen. Wird der Mensch sich der Notwendigkeit bewusst, sich wieder mit der Natur zu verbinden?