Philharmonisches Orchester Wolgograd, Leitung: Edward Serov
Im Gesamtwerk Tschaikowskys nehmen seine drei späten Sinfonien Nr. 4-6 – entstanden zwischen 1876/77 und 1893 – einen besonderen Rang ein. Tschaikowsky selbst bezeichnete diese Werke als „subjektiv“ inspiriert und in diesem Sinne programmatisch – auch wenn er sich über die zugrunde liegenden Programme nie öffentlich äußerte. Das Philharmonische Orchesters Wolgograd hat die drei Sinfonien unter der Leitung Edward Serovs eingespielt – mit beeindruckender Intensität und Kraft.
Die 1878 in Moskau uraufgeführte Sinfonie Nr. 4 op. 36 wurde von Tschaikowsky selber als sein bestes und liebstes Werk bezeichnet. Die anonyme Widmung „meinem besten Freund“ dieses Werkes gilt ohne Zweifel seiner Mäzenin Nadeschda von Meck, einer reichen Witwe, die Tschaikowsky durch eine jährliche Zuwendung und gelegentliche Kompositionsaufträge 13 Jahre lang die finanzielle Unabhängigkeit verschaffte. Entstanden in einer Zeit, in der das Leben Tschaikowskys durch seine hohe Lehrtätigkeit und die Heirat mit einer Studentin von Unruhe gezeichnet war, beschreibt der Hauptgedanke dieser Sinfonie die Darstellung des Schicksals, oder anders ausgedrückt – die Kraft, die den Menschen auf dem Weg zu seinem Glück behindert.
Die Sinfonie Nr. 5 op. 64 entstand zwischen Mai und August 1888. Da Tschaikowsky die Arbeit an diesem Werk ungewöhnlich schwer fiel, äußerte er gegenüber Nadeschda von Meck die Befürchtung, daß „die Quelle seiner Erfindungskraft nun versiegt sei“. Wieder befand sich Tschaikowsky in einer unruhigen Lebensphase, und genau wie der 4. Sinfonie liegt auch diesem Werk das Schicksalsproblem als programmatischer Gedanke zugrunde. Die Uraufführung der Sinfonie fand am 17. November 1888 in St. Petersburg unter der Leitung des Komponisten statt.
Die innere Zerissenheit, die Tschaikowsky quälte, als er die 6. Sinfonie komponierte, kann man als Hörer deutlich erkennen. Sein Bruder Modest gab diesem Werk nach der Uraufführung im Jahre 1893 nachträglich den Beinamen ‘Sinfonie pathétique’. Die Prophezeiung Tschaikowskys, dieses Werk werde sein letztes sein, traf tatsächlich zu: Neun Tage nach der Uraufführung verstarb er nach plötzlich auftretender Krankheit am 6. November 1893 in St. Petersburg.
Seit Gründung des Philharmonischen Orchesters Wolgograd 1987 liegt die Leitung in den Händen des Dirigenten Edward Serov. Die etwa 90 Mitglieder erhielten ihre Ausbildung an den führenden Musikhochschulen Rußlands. Das Orchester konnte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem hervorragenden Klangkörper entwickeln, der auf zahlreichen Tourneen durch Europa und den USA stets begeistert gefeiert wurde.