Inhalt

Werke von Wolfgang-Andreas Schultz

Künstler

(1-6) Amaryllis Quartett
Gustav Frielinghaus, Violine - Lena Wirth, Violine - Lena Eckels, Viola - Yves Sandoz, Violoncello
(7) Ensemble Obligat Hamburg
Imme-Jeanne Klett, Flöte - Anette Behr-König, Violine - Boris Faust, Viola - Clemens Malich, Violoncello
(8) Imme-Jeanne Klett, Flöte

Genre

20. Jh. - Zeitgenössisch - Kammermusik

Ausstattung

1 CD - Gesamtspielzeit 45:08 - Digipak - Booklet 24 Seiten - Texte in Deutsch, Englisch, Französisch - Cover-Abbildung: Olaf Schneider

Veröffentlichung

Februar 2013

Aufnahme-Details

(1-6) Livemitschnitt der UA am 27.6.09
Laeiszhalle Hamburg, Kleiner Saal
Tonmeister: Ulrich Katzenberger
(7) Produktion 20.6.12
(8) Produktion 29.5.12
Friedrich-Ebert-Halle, Hamburg
Tonmeisterin: Karola Parry
Schnitt, Mastering: Karola Parry

Katalognummer

ES 2042

EAN

4015372820428

japanische landschaften

Amaryllis Quartett – Ensemble Obligat Hamburg – Imme-Jeanne Klett, Flöte

Wolfgang-Andreas Schultz: »Mein Interesse an den Kulturen des fernen Ostens, besonders an der traditionellen japanischen, begann gegen Ende meiner Schulzeit. Im Bücherregal fand ich das Buch Zen in der Kunst des Bogenschießens von Eugen Herrigel – ich habe damals wenig verstanden, aber ein Keim war gepflanzt. Er wuchs, als ich bei der Suche nach einem Stoff für meine erste musiktheatralische Arbeit auf das Noh-Theater stieß. In Vorbereitung auf dieses Projekt machte ich mich mit der japanischen Musik vertraut – durch Schallplatten und musikwissenschaftliche Literatur, und mit den Zen-Buddhismus in Philosophie und meditativer Praxis…«

Immer wieder haben die traditionelle japanische Kultur und der Zen-Buddhismus den Komponisten Wolfgang-Andreas Schultz zu Kompositionen angeregt. Relativ dicht hintereinander entstanden die drei hier unter dem Titel Japanische Landschaften vereinigten Werke, die zeigen, wie sich aus einer spirituellen, von Zen-Buddhismus geprägten Weltsicht neue Themen und formale Konzepte in der Musik ergeben, und wie sich eine überpersönliche, rituelle Ebene mit menschlichem, persönlichen Ausdruck verbindet. Die Einspielung seines 3. Streichquartett Landschaft der Horchenden – Vier Menschen (2004/2005) übernahm eines der besten jungen deutschen Streichquartette, das 2012 mit dem Echo Klassik ausgezeichnete Amaryllis Quartett. Das Werk erzählt von vier Menschen, ihren Sehnsüchten, Gefühlen, Ängsten und Wandlungen. Zugleich aber richtet sich der Blick immer wieder auf die feinsten Verästelungen der Klanglandschaft, um Distanz herzustellen, im Sinne der buddhistischen Achtsamkeitsmeditation.
Dem Stück Bilder auf dem Grund des Sees für Flöte und Streichtrio (2009/2010) liegt die Vorstellung eines japanischen Flötenspielers zugrunde, der am Ufer eines Sees oder in einem Boot spielt. Sein Spiel, umgeben von naturhaften Lauten der Streicher, ist von meditativer Ruhe erfüllt. Aber es bedrängen ihn Erinnerungen, von den Streichern gespielt Episoden, die ihn mit seinen Sehnsüchten und Schmerzen konfrontieren: eine gleichsam renaissancehafte Gambenfantasie mit schmerzlichen Dissonanzen, die Melodie einer großen unerfüllten Sehnsucht, und schließlich ein heftiger Ausbruch, ein verzweifelter Aufschrei. Das Hamburger Ensemble Obligat mit seiner Gründerin, der Flötistin Imme-Jeanne Klett, hat dieses Stück ins Repertoire aufgenommen.
Die Japanische Nebellandschaft von 2003 wird von Imme-Jeanne Klett gespielt. Dabei kann sie das wunderbare Klangspektrum der Querflöte virtuos zeigen: Vierteltöne, schwebende Rhythmen und eine Tongebung, die – wie bei den japanischen Flöten – Geräuschanteile einschließt. So schreibt Wolfgang-Andreas Schultz: »Die vom Zen-Buddhismus beeinflusste Malerei in China und Japan liebt in Nebel getauchte Landschaften, sind diese doch ein idealer Ausdruck der buddhistischen Lehre, dass die Dinge keine feste Identität haben, aus der Leere, dem Nichts – oder, bildlich, aus dem Nebel – auftauchen und wieder versinken.«

Wolfgang-Andreas Schultz studierte nach dem Abitur 1968 zunächst Musikwissenschaft und Philosophie an der Universität Hamburg und ab 1972 Komposition an der Musikhochschule in Hamburg u.a. bei György Ligeti. 1977 wurde er Dozent an der Hamburger Musikhochschule und Ligetis Assistent. Seit 1988 ist Schultz in Hamburg Professor für Musiktheorie und Komposition. Zu seinen wichtigsten Werken zählen die Opern Sturmnacht (1987) und Achill unter den Mädchen (1997), das Orchesterstück Mythische Landschaft (1976), Shiva – Tanzdichtung für Flöte und Orchester (1992) und die 1. Symphonie Die Stimmen von Chartres (2004). Schultz löste sich in seinem Schaffen von Ligetis Ästhetik und fand einen ganz eigenen Weg zwischen Avantgarde und Traditionalismus. In den hier veröffentlichten Werken verbinden sich Einflüsse von Luigi Nono, Giacinto Scelsi und Helmut Lachenmann
mit Elementen traditioneller japanischer Musik und der europäisch-romantischen Tradition zu einer neuartigen und dennoch in sich verständlichen musikalischen Sprache.


Landschaft der Horchenden - Vier Menschen
Streichquartett Nr. 3 (2004/2005)
1Landschaft mit Rätselbild3:02
2Der See der Trauernden (Portraits der vier Menschen)5:00
3Der Garten der Liebenden3:15
4Das Tal der Dämonen3:00
5Der Wald der Verwandlungen2:37
6Der Berg des Schauens2:51
7Bilder auf dem Grund des Sees für Flöte und Streichtrio (2009/2010)19:09
8Japanische Nebellandschaft für Flöte solo (2003)5:55

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