Mendelssohn-Ensemble Hamburg, Leitung: Jürgen Henschen Marianne Bruhn, Sopran – Holger Hampel, Bariton – Meta Henschen, Alt – Meike Thiessen, Violine – Ekkehard Richter, Orgel
»Meine ersten und nachhaltigsten musikalischen Eindrücke sind nicht Sinfoniekonzerte oder Opernaufführungen, auch keine virtuosen Leistungen eines Instrumentalsolisten, sondern Volkslieder und Choräle gewesen. Aus diesem Urquell lebt mein ganzes musikalisches Schaffen. (…)« bekannte Hans-Friedrich Micheelsen in einer autobiographischen Skizze, die er 1947 für die Zeitschrift Musik und Kirche verfaßte.
Am 9. Juni 1902 in Hennstedt/Dithmarschen geboren, wächst Micheelsen als Sohn eines Lehrers/Kantors und einer Kaufmannstochter in einem religiösen, streng geordneten Elternhaus auf. Eine Lehrerausbildung absolviert er auf Drängen seines Vaters, um dann später den Weg des Komponisten zu gehen. 1933 bekam er an der St. Matthäus-Kirche in Berlin eine Anstellung als Organist und begann bei Paul Hindemith mit seinem Kompositionsstudium.
»Ich war 30 Jahre alt, als ich diesen meinen eigenen Weg gefunden hatte; und das, ohne von Hindemith damals mehr als den Namen zu kennen; und als einer, der durch jahrelanges Studium des schulmäßigen Kontrapunktes eigentlich in die Nachahmung eines alten Kompositionsstiles gedrängt worden war.«
Die Vertrautheit Micheelsens mit den alten Meistern zeigt sich besonders in der Formenwelt seines Schaffens, das hauptsächlich aus geistlichen Chor- und Orgelkompositionen besteht. Während Heinrich Schütz das herausragende Vorbild für die Vokalwerke des Komponisten ist, greift er in seinen Orgelwerken auf die Formen Bachs, Buxtehudes, Pachelbels und anderer Zeitgenossen zurück. Neben einer Kontrapunktik, die an der Vokalpolyphonie der Renaissance geschult ist, und einer freien Rhythmik sind es Harmonik und Melodik, die das Spezifische der Musik Micheelsens ausmachen. Selten verläßt er die Bahnen der Dur-Moll-Tonalität. Gewissermaßen archaische Züge bekommt seine Harmonik durch Akkorde, in denen er Quart-und Quintklänge bevorzugt. Ähnliches gilt für seine Melodik: Kirchentonarten und Pentatonik werden mit konventionellen Melodiebildungen verschmolzen.