Künstler

Clemens Malich, Violoncello
Ivone Bambirra, Piano

Genre

Romantik - Klassik - 20. Jh. - Kammermusik

Format

CD

Ausstattung

1 CD - Gesamtspielzeit 61:36 - Jewel-Case - Booklet 12 Seiten - Texte in Deutsch, Englisch

Veröffentlichung

2003

Aufnahme-Details

Produktion 23. und 24.2.2003
Kolosseum, Lübeck
Tonmeisterin: Karola Parry
Schnitt, Mastering: Karola Parry

Katalognummer

CHA 3030

EAN

4015372830304

Piacello: Mainá

Nach ihrer ersten CD mit südamerikanischen Kompositionen führt Piacello, das sind die Brasilianerin Ivone Bambirra und der Deutsche Clemens Malich, mit vorliegender Aufnahme sein Anliegen fort, diese Musik neben dem klassischen Repertoire weiter zu verbreiten. Die Lebensgeschichte beider Musiker spiegelt ihre besondere Vertrautheit mit diesem Genre wider. Und wie könnte dies poetischer erfahrbar werden als in Clemens Malichs Komposition Mainá, die der seiner Tochter gewidmet ist ? Nachdem hinter dem Namen ihres Sohnes eine Geschichte und eine Komposition stand, wollte das Ehepaar dies auch für das erwartete Kind. Nach langer, erfolgloser Suche fiel ihnen das Buch Mythen brasilianischer Indianer bebildert von Walde-Mar in die Hände. Hier wurden sie mit der Geschichte Der Gesang des Uirapurú fündig und schon am nächsten Morgen wurde ihre Tochter Clara Mainá geboren.

Die brasilianische Pianistin Ivone Bambirra, geboren in Sao Paulo, begann zwar mit acht Jahren Klavier zu spielen, gewann auch bald erste Preise in nationalen Wettbewerben, war aber doch lange unentschieden, ob sie den juristischen Anlagen ihres Vaters (eines Anwalts) oder den künstlerischen ihrer Mutter (einer Journalistin und Schriftstellerin) folgen sollte. So schloss sie sowohl ein Klavier- wie auch ein Jurastudium mit Auszeichnung ab. Sie arbeitete bereits als Solistin und Professorin an einer Musikhochschule Sao Paulos, bevor sie sich ihren Traum erfüllen konnte, in Deutschland, an der Hochschule für Musik in Hamburg u.a. bei Marco de Almeida, Elgin Roth, Yara Bernette und Ralf Gothoni zu studieren.
Clemens Malich verbrachte fünf prägende Jahre seiner Kindheit in Istanbul. Hier arbeiteten seine Eltern als Musiklehrer an der Deutschen Schule. Mit vier Jahren begann er bei seinem Vater mit dem Violoncellounterricht. Nach der Rückkehr in seine Geburtsstadt Freising und dem unerwarteten Tod seines Vaters war selbst als Jungstudent der Musikhochschule in München sein Berufswunsch immer noch die Archäologie. Aber intensivste kammermusikalische Erlebnisse führten ihn so tief in die Musik, dass er seine Liebe zu ihr und dem Cello fand. Nach einem Aufenthalt in London, wo er bei William Pleeth lernte, führte er dann 1988 an der Musikhochschule in Hamburg bei Wolfgang Mehlhorn sein Violoncellostudium fort.
In Hamburg trafen sich also die beiden. In kürzester Zeit lernten sie die Welten des Anderen nicht nur zu schätzen, sondern zu lieben. Auszeichnungen und der Beginn einer internationalen Karriere ließen nicht lange auf sich warten. Bereits mit 29 Jahren wurde Clemens Malich als einer der jüngsten Professoren Deutschlands an die Hochschule in Hamburg berufen.

Am 4. Juli 1992, dem Todestag Astor Piazzollas (1921-1992), sind die beiden Künstler auf dem internationalen Festival von Londrina, dem Ort seines letzten Konzertes in Brasilien und spielen unter großer Anteilnahme Le Grand Tango. Auf dieser Aufnahme zeigen sie zwei weitere Beispiele der künstlerischen Vielfalt dieses argentinischen Bandoneonspielers: La muerte del angel und Milonga.
Heitor Villa-Lobos (1887-1959) ist der bedeutenste Vertreter klassischer brasilianischer Musik. Sein Trenzinho do caipira, die Eisenbahn aufs Land, entführt ins geliebte Brasilien. Villa-Lobos O canto do cisne negro (Der Gesang des schwarzen Schwans) kombiniert das Duo mit dem weißen Schwan von Camille Saint-Saens (1835-1921). Weitere Werke von Camargo Guarnieri (1907-1993) und Ernst Mahle (1929 in Stuttgart geboren, 1951 emigriert nach Brasilien) vereinen auf unterschiedliche Weise die europäische Tradition und Avantgarde mit folkloristischen Elementen Brasiliens.
Besonders gerne als Zugabe spielen Ivone Bambirra und Clemens Malich die beiden 1940 erschienenen barsilianischen Lieder Azulao (Großer blauer Vogel) von Hekel Tavares (1896-1969) und Casinha pequenina, ein Volkslied in einem Arrangement von Radames Gnattali (1906-1988), beide sind Landsleute Bambirras.
Schon aus den Arrangements der beiden Schlaflieder für die Kinder Josa und Clara lässt sich die jazzige Einfärbung in Clemens Malichs (*1967) Werk heraushören. In seinen zumeist kammermusikalischen Kompositionen verleugnet er keinesfalls die große Vertrautheit mit der nicht nur musikalischen Sprache Brasiliens. Als Quelle der Inspiration gelten dabei gleichwohl der reiche Fundus ausdrucksstarker Poesie, wie auch die vielfältigsten Facetten brasilianischer Musik, von der Volksmusik über Villa-Lobos bis Tom Jobim und weiter.


1Astor Piazzolla: Serie del Angel: I. La muerte del angel (arr. für Cello und Klavier)3:37
2Clemens Malich: Mainá - Fantasie für Violoncello und Klavier8:52
3Camille Saint-Saens: Karneval der Tiere: XIII. Le Cygne (Der Schwan / Version für Cello und Klavier)3:43
4Heitor Villa-Lobos: O Canto do Cisne negro3:37
Camargo M. Guarnieri: Ponteio e Dansa
5Tristonho3:13
6Festivo2:32
7Traditional: A casinha pequenina (arr. Radamés Gnattali)4:11
8Hekel Tavares: Azulao (arr. für Cello und Klavier)2:05
9Johann Abraham Peter Schulz: Der Mond ist aufgegangen (arr. Clemens Malich)2:50
Ernst Mahle: Sonatina für Violoncello und Klavier
10I. Lento4:50
11II. Vivo5:52
12Camargo M. Guarnieri: Cantilena No. 14:54
13Heitor Villa-Lobos: Bachianas brasileiras Nr. 2: IV. Toccata "O trenzinho do Caipira" (Die Eisenbahn aufs Land / arr. für Cello und Klavier)3:28
14Astor Piazzolla: Milonga en re (arr. für Cello und Klavier)3:53
15Johannes Brahms: 5 Lieder op. 49 Nr. 4 "Wiegenlied" (arr. Clemens Malich)2:29

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