Heinrich Wimmer an der Rieger-Orgel der Stadtpfarrkirche St. Jakob in Burghausen an der Salzach – Erika Peldszus-Mohr, Sopran
Einem Wunsch Heinrich Wimmers nach einem Variationswerk für Orgel folgend, entschloss sich Oskar Sigmund zu Beginn des Jahres 2000, eine Partita über den Choral Nun danket alle Gott von Martin Rinckart (1636) zu komponieren, deren Uraufführung am 10. August 2000 in der Stadtpfarrkirche St. Jakob zu Villach stattfand.
Oskar Sigmund, väterlicherseits aus Nordmähren und mütterlicherseits aus dem Egerland stammend, wurde 1919 in Karlsbad geboren. Er begann seine Studien mit dem Fach Musikwissenschaft an der Deutschen Karlsuniversität in Prag bei Prof. Dr. Gustav Becking. Im Jahre 1942 schloß er sein Studium mit der Dissertation über das Thema „Mozart 1782/83 und Ph. E. Bach“ ebenso wie sein Klavierstudium in der Meisterklasse von Prof. V. Kurz am Prager Staatskonservatorium erfolgreich ab. Nach kurzer Tätigkeit als Archivar beim Musikverlag Breitkopf und Härtel in Leipzig wurde er im Herbst 1942 zur Wehrmacht eingezogen und 1944 an der Ostfront schwer verwundet. Von Prof. Dr. Ferdinand Haberl 1945 an die Kirchenmusikschule Regensburg berufen, leitete er dort bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1983 eine Klavierklasse, lehrte Tonsatz, Formenlehre, Instrumentation und Methodik des Klavierunterrichtes. Sigmunds Orgelwerk ist umfangreich. Es gliedert sich in vier große, konzertfüllende Zyklen – In memoriam Ioannis Kepleri organis cantantibus, die zwei Contrapuncti organales super B-A-C-H I und II sowie die Metamorphosæ organales und zahlreichen weiteren Werken. Sein großes Werk beinhaltet auch eine Violinsonate mit Orgel sowie drei Musiken für je Oboe, Trompete und Posaune mit Orgel und 19 Liederzyklen für Sologesang und Orgel.
Die Gedichte von Margarete Müller‑Henning haben Sigmund zu der Komposition Brücken ins Licht für Sopran und Orgel angeregt durch ihre starke Ausdruckskraft, die in dem Zyklus einen weiten Bogen spannt von Schmerz, Melancholie, zarten Bekenntnissen bis zur Monumentalität und jubelndem Dank an die Gottheit. Im Gespräch hat der Komponist wiederholt betont, dass er die Liedvertonung als eine äußerst verantwortungsvolle Aufgabe betrachte, die einen musikalischen Beitrag zum Porträt der dichterischen Persönlichkeit liefern solle. Deshalb befasse er sich nicht nur mit den zu vertonenden Gedichten, sondern bemühe sich, möglichst viel von der Dichter/in zu lesen und zu studieren. So gelinge es ihm, allmählich, die Eigenart, den inneren Rhythmus, dessen energetischen Ablauf und den sich bekundenden Formwillen zu begreifen und sie, auf die Intuition vertrauend, adäquat in Musik umzusetzen. Dabei gehe es ihm stets um ein tragendes Gesamtbild, dem sich textliche Einzelheiten unterzuordnen haben. Letztlich gehe es dabei um das Problem der inneren Wahrheit, der alles zu dienen habe.