Künstler

Anaëlle Tourret, Harfe

Genre

Kammermusik des 20. Jhdt. - Harfe solo

Format

CD

Ausstattung

1 CD - Digipak - Spielzeit 49:58 - Booklet 28 Seiten - Texte von Frédérique Cambreling, Corinne Schneider, Marinu Leccia, Heinz Holliger in Deutsch, Englisch, Französisch

Veröffentlichung

12.11.2021

Aufnahme-Details

Produktion: 4.-6.4.2021
Friedrich-Ebert-Halle, Hamburg-Harburg
Tonmeister: Udo Potratz
Editing, Mastering: Udo Potratz

Katalognummer

ES 2085

EAN

4015372820855

Perspectives

Als die frisch gepressten CDs bei ihr Zuhause eintrudeln, ist Anaëlle Tourret gerade auf Tour mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester, dessen Solo-Harfenistin sie seit 2018 ist. Mit gerade 25 Jahren erspielte sie sich dort die Stelle, ein Ziel, das sie seit ihrem Gewinn des 19. Internationalen Harfenwettbewerb in Israel 2015 fest vor Augen hatte. In den Sälen von Madrid, San Sebastían, Friedrichshafen und Köln – endlich sind Gastspielreisen wieder möglich – erklang im Oktober/November 2021 Max Bruchs Schottische Fantasie op. 46 für Orchester, Violine und Harfe. Neben ihr auf der Bühne Violinist Joshua Bell, der anlässlich ihres Zusammenspiels gegenüber dem NDR ins Schwärmen geriet: „Ich denke wirklich, dass sie eine der besten Harfenistinnen ist, die ich jemals gehört habe. Sie ist wirklich besonders.“

Auf ihrem Debüt-Album, das nun im November beim Label ES DUR veröffentlicht wird, möchte die junge französische Harfenistin ihr Instrument dem Publikum fernab von übersteigerter Romantik oder Harmoniegebung als „einzigartiges Beispiel für kompositorische Innovation und Transition“ näher bringen. Denn das Instrument, das eines der ältesten der Musikgeschichte ist, hat über die Jahrhunderte verschiedenste Zeiten und Stilepochen durchquert. Im 20. Jahrhundert angelangt, wird es gerne als „märchenhaftes Saloninstrument“ verkannt. Doch gerade die vergangenen 100 Jahre waren nicht nur
„eine extrem interessante Zeit für die Musik, sondern besonders auch für die Harfe“, so Tourret im beiliegenden Booklet. Komponisten entdeckten das Instrument neu für sich und schufen innovative Techniken und besondere Klangfarben. Darunter auch Caplet, Hindemith, Britten und Holliger.
Die vier Kompositionen, die Tourret für ihr Programm ausgewählt hat, brachten alle eigene neue Herausforderungen – Perspektiven – mit sich und somit eine wertvolle Erweiterung des Repertoires. Wie z.B. nie zuvor dagewesene rhythmisch artikulierte Pedal-Glissandi wie bei Caplets Divertissements pour harpe, Klangfarbenwechsel in Hindemiths Sonate für Harfe oder Jonglage von Stilen in Brittens Suite for Harp, Op. 83. Wenn Tourret an diese Werke denkt, dann möchte sie vor allem eines: nicht nur sich, sondern auch dem Publikum genau diese neuen Perspektiven eröffnen und zeigen, wie kraftvoll die Harfe sein kann.

Die frühere Akademistin des WDR Sinfonieorchester beschäftigt sich aber nicht erst seit dieser Einspielung mit der zeitgenössischen Musik, sie gab bisher bereits über 20 neue Werke für ihr Instrument in Auftrag, um einen weiteren Beitrag zur Wahrnehmung der Harfe zu leisten und ihre Rolle neu zu definieren: „Wir haben das große Glück, dass die Harfe die Komponisten von heute wahnsinnig interessiert.“

Wie auch den noch lebenden Heinz Holliger, mit dem sie persönlich für die Einspielung von Präludium, Arioso und Passacaglia zusammengearbeitet hat. „Es war mir eine Ehre, es ihm vorspielen zu können. Es ist ein unglaublich reiches Stück mit so vielen neuen Techniken und Farben, und mit so vielen Emotionen. Es liegt mir besonders am Herzen, ich könnte mir diese Aufnahme ohne dieses Werk nicht mehr vorstellen.“

Anaëlle Tourret wurde 1992 in Orléans, Frankreich, geboren. Sie studierte Harfe bei Ghislaine Petit-Volta, Nicolas Tulliez, Andreas Mildner und Xavier de Maistre. Neben ihrer Orchester- und solistischen Tätigkeit unterrichtet Anaëlle Tourret als Assistentin von Xavier de Maistre an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Im Jahr 2020 wurde sie eingeladen, in der Hollywood Bowl in Los Angeles mit dem Ensemble Intercontemporain von Pierre Boulez aufzutreten.


André Caplet: Divertissements pour harpe (1924)
1I. à la française4:39
2II. à l'espagnole5:59
Paul Hindemith: Sonate für Harfe (1939)
3I. Mäßig schnell5:13
4II. Lebhaft2:19
5III. Lied. Sehr langsam3:12
Benjamin Britten: Suite for Harp, Op. 83 (1969)
6I. Overture3:06
7II. Toccata1:29
8III. Nocturne2:57
9IV. Fugue1:19
10V. Hymn (St. Denio)5:31
Heinz Holliger: Präludium, Arioso und Passacaglia (1988)
11I. Präludium7:12
12II. Arioso2:17
13III. Passacaglia4:40

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