Pia Davila, Sopran – Linda Leine, Piano
Erich Zeisl, Ilse Weber, Rosy Wertheim, Georg Kreisler – sie alle kennen wir als großartige Komponisten und Komponistinnen des frühen 20. Jahrhunderts. Vor allem aber kennen wir neben ihrer Musik die Geschichten über ihre Demütigung, Vertreibung oder ihren Tod durch die Machthabenden des nationalsozialistischen Regimes. Viele ihrer Werke geraten nur langsam wieder in das Bewusstsein der Öffentlichkeit und in die Konzertsäle, in diesem Fall meist unter dem Titel ‘Verfemte Musik’.
Zu häufig!, befanden Sopranistin Pia Davila und Pianistin Linda Leine. Die beiden Musikerinnen musizieren seit 2014 erfolgreich zusammen, der erste Preis beim Wettbewerb der Verfemten Musik in Schwerin war der Beginn der gemeinsamen Arbeit an diesem Thema. Damit verfolgen sie ein gemeinsames Ziel: „Diese Musik ist so schön, sie hat so tolle Harmonien und so viele Raffinessen – und sie ist jedesmal neu, wenn man sie musiziert! Deshalb wünschen wir uns so sehr, dass diese Musik häufiger aufgeführt und einfach ganz selbstverständlich im Repertoire gespielt wird“, sagt Pia Davila. „Diese Künstlerinnen und Künstler werden immer nur als ‚Verfemte Komponist:innen‘ benannt – das finden wir so schade, weil man sie dadurch vor allem aus diesem einen Blickwinkel, ‚Was ist ihnen angetan worden?‘, sieht. Es ist wirklich Zeit, diese Komponist:innen anders anzusehen und zu -hören.“
Und so verbindet die Komponistinnen und Komponisten, die Linda Leine und Pia Davila für ihr erstes gemeinsames Album Irgendwo auf der Welt ausgewählt haben, vor allem eins: Beinahe alle haben eine tragische Lebensgeschichte, ihre Werke aber sind von Humor geprägt, versprühen Lebenslust und Heiterkeit. „Uns ist besonders aufgefallen, dass der Humor, den die von uns ausgewählten Künstler:innen vor 100 Jahren hatten, immer noch aktuell ist. Und nicht nur die Texte der Lieder sind humoristisch, auch die Musik ist es! Das merken wir vor allem in unseren Konzerten: Oft amüsieren sich die Leute selbst über die pianistischen Solostücke, weil die Musik so verschmitzt ist“, erzählt Linda Leine. Dies machten sich ebenso damalige Interpret:innen wie beispielsweise die Comedian Harmonists zu Nutze, die unter anderem durch den namengebenden Titel des Albums, Irgendwo auf der Welt, oder das Lied Mein kleiner grüner Kaktus Anfang der 1930er Jahre große Erfolge feierten. Ergänzt wird das bekanntere Repertoire auf dem Album von zahlreichen Ersteinspielungen, wie On Top of a Hill von Ursula Mamlok, Arabic Song von Paul Ben-Chaim oder Kater und The Lonely Sheperd von Erich Zeisl.
Noch eines haben die für Irgendwo auf der Welt gewählten Lieder gemeinsam: Sie alle handeln von Natur und Tieren. Ein absichtlich gewähltes Thema, denn „wir alle wissen, wie die Natur unser Leben beeinflusst, wir alle kennen Tiere, die wir lieben und verhätscheln“, wie die Musikerinnen im Vorwort zur CD schreiben. Und: „Wir alle kennen ihre Sprache, sehen uns in ihnen“. Zum Thema Tiere bereichern dann auch Othmar Schoeck und Rudi Stephan die Aufnahme, die einzigen auf dem Album vertretenen Komponisten, die das Schicksal der Verfemung nicht mit den anderen teilen.
So nehmen uns Pia Davila und Linda Leine auf Irgendwo auf der Welt mit auf eine humoristische Reise, zeigen uns, wieviel Tierisches im Menschen stecken kann und erinnern uns: Erich Zeisl, Ilse Weber, Rosy Wertheim und all die anderen Komponisten und Komponistinnen, deren Lieder wir auf Irgendwo auf der Welt hören können, waren vor allem fantastische Musikerinnen und Musiker, deren Werke auf die Bühne gehören!