Anaïs Chen, Barockvioline – Alexandra Ivanova, Cembalo
1859 machte der österreichische Opernsänger und Musikaliensammler Franz Xaver Hauser einen bemerkenswerten Dachbodenfund: Er entdeckte ein Manuskript mit den “Sechs Sonaten für Violine und obligates Cembalo” Johann Sebastian Bachs, das bis heute die älteste erhaltene Abschrift dieser Werke darstellt.
Es wurde 1725 zum Großteil von Bachs Neffen Johann Heinrich Bach angefertigt, der damals gerade 18 Jahre alt war. Diese Sonaten, die heute zu Bachs meistaufgeführten Kammermusikwerken zählen, waren bereits im 18. Jahrhundert in dessen Umkreis weit verbreitet. Bach befreit in diesem Zyklus das Cembalo von seiner Rolle als reines Generalbass-Instrument und stellt die rechte Hand des Tasteninstruments der Violine gleichberechtigt gegenüber, während die linke Hand den Bass fundiert.
Carl Philipp Emanuel Bach zählte sie zu den “besten Arbeiten des seeligen Vaters” und schreibt in einem Brief an Johann Sebastians ersten Biografen, Johann Nikolaus Forkel 1774: “Es sind einige Adagii darin, die man heut zu Tage nicht sangbarer setzen kann”.
In dieser ersten Einspielung für das Label ES-DUR nähern sich Anais Chen, Barockvioline und ihre Musizierpartnerin Alexandra Ivanova am Cembalo den Sonaten äußerst differenziert, mit Stilgefühl und großer Leidenschaft.