Thüringen Philharmonie Gotha, Leitung: Hermann Breuer Anke Hoffmann, Sopran – Antje Weithaas, Violine Mitglieder der Suhler Singakademie, Einstudierung: Markus Teutschbein
Andreas Romberg wurde am 27. April 1767 im westfälischen Vechta geboren. Er entstammte einer weitverzweigten Musikerfamilie, der auch sein gleichaltriger Vetter Bernhard angehörte, einer der bedeutendsten Cellisten seiner Zeit. Mit ihm war er über eine weite Strecke seines künstlerischen Weges eng verbunden. Vom gemeinsamen Debüt mit sieben Jahren bis zu erfolgreichen Gastspielen im In- und Ausland (in Wien begegneten sie Joseph Haydn und konzertierten mit Ludwig van Beethoven) und den Engagements in Bonn und Hamburg musizierten beide noch zur Jahrhundertwende Seite an Seite.
Danach versuchte Andreas Romberg in Paris Fuß zu fassen, kehrte aber schon 1802 nach Hamburg zurück, wo er als Geiger, Dirigent und Komponist zu hohem Ansehen gelangte. 1815 wurde er Nachfolger Louis Spohrs im Amt des Hofkapellmeisters der thüringischen Residenzstadt Gotha. Andreas Romberg starb am 10. November 1821 in Gotha, seine Frau und zehn Kinder in ärmlichen Verhaltnissen hinterlassend. Eine repräsentative Auswahl seines umfangreichen, bisher noch kaum erschlossenen kompositorischen Œuvres soll mit dieser CD – zum Teil erstmals – vorgestellt werden. Die Kindsmörderin für Sopran und Orchester, gehört in die Reihe jener bemerkenswerten Vokalwerke, die Andreas Romberg als Vertonung Schillerscher Balladen vorlegte: Die Macht des Gesanges, Der Graf von Habsburg, Sehnsucht und – vor allem – das berühmte Lied von der Glocke. Die ebenso poetischen wie sozialkritischen Schiller`schen Verse dürfen verstanden werden als die Anklage einer wegen Kindestötung verurteilten Frau, als Ausdruck einer Verzweiflungstat, geboren aus der Angst vor gesellschaftlicher Ächtung. Einen konkreten Fall gab es in der Person der Susanna Margaretha Brandt, deren Prozeß auch der junge Rechtsassessor Goethe 1771 in Frankfurt miterlebt hatte (ein Ereignis, das später im Faust seinen Niederschlag finden sollte und das von zahlreichen Zeitzeugen literarisch verarbeitet wurde).
Durch das unermüdliche Engagement Hermann Breuers (Chefdirigent und zeitweise Intendant des Landessinfonieorchesters Thüringen/heute Thüringen Philharmonie Gotha von 1991 bis 2008) und seine Recherche-Arbeit konnte auch die Romberg-CD in der Reihe Musik am Gothaer Hof verwirklicht werden. Mit der Übernahme des Violin-Parts in Rombergs Potpourri nach Melodien der Oper “Don Giovanni” setzte die renommierte Geigerin Antje Weithaas die langjährige Zusammenarbeit mit der Thüringen Philharmonie Gotha fort. Den anspruchsvollen Sopran-Part der Kindsmörderin erarbeitete sich die freischaffende Sopranistin Anke Hoffmann, die bei Kurt Moll an der Musikhochschule Köln studierte und seitdem Engagements an der Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf und der Oper der Stadt Bonn hatte.