Thüringen Philharmonie Gotha, Leitung: Hermann Breuer Antje Weithaas, Violine – Mila Georgieva, Violine Michael Sanderling, Violoncello
»Gewiß, Spohr könnte alles ohne seinen Namen herausgeben, man würde ihn auf den Augenblick erkennen. Von keinem Künstler der Gegenwart ist das in demselben Maße zu behaupten. […] Spohr gibt uns alles in meisterhafter Form und selbst Gekanntes in gewählter Gewandung. Er wird nicht müde, seinem Werke die größte Vollendung zu geben.« (Robert Schumann: Gesammelte Schriften über Musik und Musiker, Bd. 3, Georg Wigand’s Verlag, 1854, S. 165)
Nachdem der 20-jährige Violinvirtuose Louis Spohr im Dezember 1804 sein sensationelles Debüt am Leipziger Gewandhaus gegeben hatte, ging er im darauffolgenden Jahr als Konzert- und Kapellmeister an den Gothaer Hof. Damit hatte die thüringische Stadt, die damals zu den geistigen Zentren Deutschlands gehörte, einen jungen, aufstrebenden Musiker und Komponisten verpflichtet, dessen romantische Richtung zukunftsweisend war und im Zeitgeschmack der Hörer lag. In Gotha legte Spohr das Fundament für seine Zukunft. Als er die Stadt 1812 in Richtung Wien verließ, war er ein gefragter Geiger, Dirigent und Komponist. Louis Spohr muß zu der seltenen Kategorie Mensch gehört haben, die in sich das Multitalent mit dem Macher vereinigen. Neben seiner künstlerischen Karriere organisierte er öffentliche Orchester- und Kammermusikkonzerte, Tourneen und Musikfeste und fand darüber hinaus noch Zeit zum Unterrichten und Komponieren. Nach seinem Tode 1859 in Kassel geriet Louis Spohr vorerst in Vergessenheit, doch hat man besonders in den letzten Jahren viele seiner Werke auch auf CD zu neuem Leben erweckt. Daß es immer noch etwas zu entdecken gibt, zeigt die vierte CD der Reihe Musik am Gothaer Hof, die mit der Concertante Nr. 1 A-Dur aus dem Jahre 1808 und der fünf Jahre zuvor entstandenen Concertante C-Dur zwei Frühwerke Spohrs vorstellt. Ausdrucksstarke, hochvirtuose Stücke, die deutlich veranschaulichen, daß Spohr der große Geiger seiner Zeit war. 1823, im Jahr der Uraufführung seiner Oper Jessonda in Kassel, entstand parallel das hier eingespielte Potpourri, das in lockerer Aneinanderreihung einzelne motivische Gedanken aus der Oper vorstellt. Das lag im Trend und machte auch Lust auf mehr – ein Geniestreich modernen Marketings, würde man heute wohl sagen. Sicher ist, daß der Zeitgeschmack von damals immer noch beste musikalische Unterhaltung auf hohem Niveau bietet.