Künstler

Ensemble Resonanz (2-4, 10-12, 15-17)
Stefan Litwin, Klavier (2, 5-7)
Hanns Zischler, Sprecher (1, 3, 4, 8, 9, 13 , 14)

Genre

20. Jh. - 21. Jh. - Kammermusik - Orchestermusik

Format

CD

Ausstattung

1 CD - Gesamtspielzeit 61:21 - Digipak - Booklet 28 Seiten - Texte in Deutsch, Englisch

Veröffentlichung

31.10.2014

Aufnahme-Details

Produktion 2010-2013
Tonmeister:
Bernhard Mangold-Märkel (2, 5-7)
Udo Potratz (10-12)
Lutz Wildner (15-17)
Schnitt, Mastering: Udo Potratz

Katalognummer

ES 2055

EAN

4015372820558

»..., die Hölle aber nicht.«

Ensemble Resonanz – Stefan Litwin, Klavier – Hanns Zischler, Sprecher

Imre Kertész – Literaturnobelpreisträger des Jahres 2002 und einer der letzten Überlebenden von Auschwitz und Buchenwald – feiert am 9. November 2014 seinen 85. Geburtstag. Als Wort-Ton Collage reflektiert die vorliegende CD zentrale Aspekte seiner Literatur – mit Auszügen aus dem Galeerentagebuch gelesen von Hanns Zischler und Werken von Stefan Litwin, Anton Webern, Gideon Klein und Bernd Alois Zimmermann; interpretiert von Stefan Litwin und dem Ensemble Resonanz.

»Was bezeichne ich als Schicksal? Auf jeden Fall die Möglichkeit der Tragödie. Die äußere Determiniertheit aber, die Stigmatisierung, die unser Leben in eine durch den Totalitarismus gegebene Situation, in eine Widersinnigkeit presst, vereitelt diese Möglichkeit: Wenn wir also als Wirklichkeit die uns auferlegte Determiniertheit erleben statt einer aus unserer eigenen – relativen – Freiheit folgenden Notwendigkeit, so bezeichne ich das als Schicksalslosigkeit.«

»Durch die Lektüre Adornos sehe ich wieder völlig klar, dass die Technik meines Romans der Zwölfton- bzw. Reihentechnik, also einer integralen Kompositionsmethode folgt. Die Charaktere sind hier thematische Motive, die innerhalb der Struktur der Totalität, welche von außen her herrscht, auftreten. (…) Der Handlungsverlauf, die Themen entwickeln sich linear, (…) und wenn die Bearbeitung beendet ist, alle möglichen Varianten innerhalb der einzigen bestehenden Möglichkeit ausgeschöpft sind, ist die Komposition abgeschlossen, und dieser Schluss lässt dennoch alles offen.«

Gewissermaßen als Motto für die gemeinsame CD von Ensemble Resonanz, Hanns Zischler und Stefan Litwin könnten diese beiden Zitate aus dem Galeerentagebuch von Imre Kertész stehen. Die auf der CD versammelten musikalischen Beiträge werden denn auch durch Auszüge aus dem Galeerentagebuch kontextualisiert und kommentiert. Stefan Litwins Melodram »…, die Hölle aber nicht.« basiert auf einer Schlüsselszene des Roman eines Schicksallosen von Imre Kertész und greift die problematische, von Theodor W. Adorno bereits in der Philosophie der Neuen Musik kritisierte Seite der Dodekaphonie auf – eine Entsubjektivierung als Folge systemimmanenter Logik – und macht diese musikalisch erfahrbar. Anton Weberns Variationen für Klavier op. 27, komponiert 1936, galt in der Hochzeit des Serialismus nach dem Zweiten Weltkrieg als Musterbeispiel einer bis in die letzte Konsequenz ausgeführten Zwölftontechnik, in der die Methode bereits auf andere Parameter überzuschlagen beginnt. Mit den Streichtrios von Bernd Alois Zimmermann und Gideon Klein schließlich werden zwei Komponisten einander gegenübergestellt, deren Schicksal während des Zweiten Weltkriegs kaum unterschiedlicher hätte sein können: Der eine wurde in die Wehrmacht eingezogen und überlebte, der andere im Konzentrationslager ermordet.


1» Ich komme mit diesem Thema - so höre ich - zu spät. «1:21
2Stefan Litwin: » ..., die Hölle aber nicht. « für Streichquartett, Klavier und Sprecher (2008/09)23:46
3» 12 Buchstaben «0:13
4» 12-Ton-Technik «1:58
Anton Webern: Variationen für Klavier op. 27 (1936)
5Sehr mäßig1:50
6Sehr schnell0:43
7Ruhig fließend3:41
8» Schicksalslosigkeit, ein stolzes Buch «0:31
9» Landkarten «1:37
Gideon Klein: Streichtrio (1944)
10Allegro spiccato2:24
11Lento (Variationen über ein mährisches Volkslied)7:07
12Molto vivace3:20
13» Atonaler Roman «0:20
14» Gott, ein Humorist «2:01
Bernd Alois Zimmermann: Konzert für Streichorchester (1948, Bearbeitung des Streichtrios von 1944)
15Introduktion. Mäßig bestimmt1:29
16Aria. Langsam mit Ausdruck4:41
17Finale. Mäßig schnell4:13

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