Helmut C. Jacobs, Akkordeon
»Ich habe ein Ausweichgeleise in der Akkordeonmusik gefunden. Gerade komme ich ruhm- und schweißbedeckt von den Trossinger Musiktagen zurück.« (Wolfgang Jacobi, 1968)
Solchen Erfolg genoss Wolfgang Jacobi (1894-1972) am Ende seines bewegten und von Schicksalsschlägen geprägten Leben sicherlich sehr. In Bergen auf Rügen geboren, wuchs Wolfgang Jacobi in einem musikalischen Elternhaus auf.
Als Soldat im 1. Weltkrieg erkrankte er schwer an Tuberkulose, kam in Frankreich in Gefangenschaft und wurde in einem Sanatorium in Davos behandelt. Dort kam er in Kontakt mit der impressionistischen Musik, die ihn Zeit seines Lebens beeinflußte. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1919 begann sein musikalischer Weg mit dem Kompositionstudium in Berlin sehr vielversprechend. Ab 1922, nach Abschluss seines Studiums, war er am Berliner Klindworth-Scharwerka Konservatorium und beim Rundfunk erfolgreich als Lehrer für Kompostition und freier Komponist tätig. Da sein Vater jedoch Jude war, wurde Wolfgang Jacobi 1933 als “Halbjude” mit einem Berufsverbot belegt. Das veranlasste ihn, nach Italien zu ziehen, wo er sich intensiv mit der italienischen Musik beschäftigte. 1935 kehrte er nach München zurück. Im 2. Weltkrieg verlor er seinen Sohn, außerdem verbrannten seine gesamten in Berlin eingelagerten Kompositionen. Dennoch fasste er nach 1946 bewunderswerterweise schnell beruflich in München wieder Fuß, er unterrichtete an der Münchner Musikhochschule Komposition, Kontrapunkt und Harmonielehre und wurde engagierter Wegbereiter für die neue Musik und das Münchner Musikleben. Wolfang Jacobi entdeckte für sich erst mit Anfang sechzig das Akkordeon. Er schrieb dafür zahlreiche Kompositionen, die von der aufstrebenden Akkordeonszene begeistert aufgenommen wurden. Er komponierte mit einer impressionistischen Leichtigkeit gefällige “neoklassische” Musik für das Akkordeon: 13 Solostücke, einige kammermusikalische Werke und zahlreiche Stücke für Akkordeonorchester. Der Akkordeonist Helmut C. Jacobs teilt Jacobis Vorlieben: Er ist Professor der Romanistik an der Universität Duisburg-Essen und virtuoser Solist auf seinem zweimanualigen Einzeltonakkordeon mit chromatischen Knopftastaturen. Es ist Jacobs’ zweite Einspielung bei CHARADE. Jacobs spielt Jacobi – diese Namensverwandtschaft kann kein Zufall sein!