Helmut C. Jacobs, Akkordeon
Der Schwede Bror Beckman (1866-1923) und der Deutsche Sigfrid Karg-Elert (1877-1933) haben Anfang des 20. Jahrhunderts zahlreiche Werke für Harmonium komponiert, die von den besonderen Klang- und Ausdrucksmöglichkeiten dieses Instruments inspiriert worden sind. Die beiden spätromantischen Komponisten standen miteinander in Kontakt und schätzten sich sehr. Während Karg-Elerts Harmoniumwerke durch zahlreiche Einspielungen wieder verfügbar sind, sind Beckmans Stücke bislang völlig unbeachtet geblieben. Sie werden auf dieser CD erstmals veröffentlicht.
Die Übertragung von Harmoniumwerken auf das Akkordeon bietet sich insofern an, weil Akkordeon und Harmonium beide das gleiche Klangerzeugungsprinzip der durchschlagenden Zunge haben. Nicht immer lassen sich alle Parameter der Harmoniumkompositionen ganz genau auf das Akkordeon übertragen, doch ist es Helmut C. Jacobs mit den Transkriptionen Guido Wagners gelungen, die Struktur der Stücke musikalisch adäquat auf das Akkordeon zu übertragen. Bei uns völlig unbekannt, zählt Bror Beckman in Schweden zu den bekanntesten spätromantischen Komponisten der Jahrhundertwende, die in ihrem Land als nyromantiker (Neuromantiker) bezeichnet werden. Beckman komponierte Symphonien und Kammermusik für unterschiedliche Besetzungen, darunter zahlreiche Stücke für Klavier oder für Gesang und Klavier. Zunächst angeregt von dem schwedischen Komponisten August Söderman und dem Norweger Edvard Grieg, übte später der dänische Komponist und Freund Beckmans Carl Nielsen einen starken Einfluss auf ihn aus. Bror Beckmans Harmoniumwerke bilden innerhalb seines Gesamtwerks eine Werkgruppe von op. 13 bis op. 17, die zwischen 1904 und 1910 entstanden und zum größten Teil als Notenmaterial veröffentlicht worden ist. Bei seinen umfangreichen Recherchen stieß der Literaturwissenschaftler und Akkordeonist Helmut C. Jacobs auf unveröffentlichte Werke, erhalten als Manuskript im musikalischen Nachlass in der Statens musikbibliotek, Stockholm. Darunter fand sich sein harmonisch innovativstes Harmoniumwerk: der dreisätzige Zyklus Wolkengedichte für Harmonium op. 17 von 1908. Die Leidenschaft zum Kunstharmonium verband Bror Beckman mit Sigfrid Karg-Elert. Karg-Elert, 1877 geboren, studierte am Leipziger Konservatorium, wo er ab 1919 als Lehrer für Theorie und Komposition tätig war. Sein umfangreiches Werkverzeichnis enthält Kompositionen für Klavier und Orgel, Lieder und Kammermusik für verschiedene Besetzungen. Der als recht eigenwillig geltende Karg-Elert widmete sich als Komponist, Interpret und Pädagoge sehr intensiv dem Kunstharmonium und seiner internationalen Verbreitung. Karg-Elert kannte das Riesengebirge von etlichen Wanderungen und verarbeitete 1915 seine Eindrücke in den Sechs Romantischen Stücken (Impressionen aus dem Riesengebirge) für Harmonium, op. 103. 2013 jährt sich der Todestag des 1933 in Leipzig verstorbenen Sigfrid Karg-Elert zum 80. Mal. Der Akkordeonist Helmut C. Jacobs wurde 1957 in Bonn geboren. Seine solistische Ausbildung erhielt er beim Akkordeonisten Guido Wagner. Er war Preisträger bei nationalen und internationalen Wettbewerben. Für ihn sind zahlreiche Solo- und Kammermusikwerke komponiert worden (u.a. von Jürg Baur, Claes Biehl, Herbert Callhoff, David P. Graham, Christoph J. Keller, Giselher Klebe, Martin Christoph Redel). Seit 1997 ist Helmut C. Jacobs Professor für Romanische Philologie/Literaturwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen. Alle Werke in der hier vorliegenden Einspielung spielt Helmut C. Jacobs auf einem zweimanualigen Einzeltonakkordeon mit chromatischen Knopftastaturen, auf dem auch das linke Manual mit fünf Fingern gespielt werden kann. Wie schon bei der CD mit Werken des schwedischen Komponisten Torbjörn Iwan Lundquist (CHA 3035/Charade) ist auch diese CD mit Unterstützung des schwedischen Königs und dessen Kulturfonds H. M. King Gustaf VI Adolf‘s Foundation for Cultural Activities realisiert worden.